Der Kreml scheint in eine neue Eskalationsstufe überzugehen, nachdem BILD vor drei Tagen über das vermeintliche geheime Bundeswehr-Szenario „Weg in den Konflikt“ berichtet hatte. Dieses Szenario skizziert detailliert russische Eskalationsschritte in Richtung eines groß angelegten Konflikts mit der NATO. Obwohl als rein fiktiv eingestuft, reagierte der Kreml prompt.
Maria Sacharowa, Sprecherin des russischen Außenamtes, äußerte sich bereits am Montag zu dem „deutschen Geheimplan“, der BILD zugespielt wurde. Sie erklärte, dass sie den Plan gelesen habe und schoss anschließend mit der Behauptung, das deutsche Außenministerium unter der Leitung von Baerbock könne den analytischen Teil für die Bundeswehr bereitgestellt haben. Diese Aussage wurde als möglicher Witz interpretiert, aber die nachfolgende Entwicklung zeigt ein ernsteres Bild.
Am Dienstag erhielt Julian Röpcke, ein BILD-Redakteur, eine E-Mail von Sergei Michailowitsch Mironow, einem engen Vertrauten von Putin und Vorsitzenden der Kreml-treuen Block-Partei „Gerechtes Russland – Patrioten – Für die Wahrheit“. In dieser E-Mail äußerte Mironow direkt seine Bedenken gegenüber BILD und den Autoren des Artikels.
Er behauptete, dass das „einzige Ziel“ der Autoren sei, „die antirussische Hysterie zu verstärken und die Stimmen derjenigen zu unterdrücken, die ein Ende der Förderung von Neonazis in der Ukraine und einen Übergang zu einem vernünftigen Dialog mit Russland fordern“.
Besonders problematisch scheint für Mironow ein Absatz im BILD-Artikel zu sein, der auf das Kaliningrader Gebiet Bezug nimmt. Der Artikel spekuliert darüber, dass Russland im Oktober Truppen und Mittelstreckenraketen nach Kaliningrad verlegt, um die Suwalki-Lücke zu erobern – den schmalen polnisch-litauischen Korridor zwischen Belarus und Kaliningrad.
In seiner E-Mail warnte Mironow vor jeglichem Versuch, das Kaliningrader Gebiet zu blockieren oder anzugreifen, und drohte mit einem militärischen Zusammenstoß, der zu Vergeltungsmaßnahmen führen würde. Als Atommacht würde Russland, so Mironow, „alle verfügbaren Kräfte und Mittel einsetzen, um sein Territorium zu verteidigen“.
Es ist erwähnenswert, dass Sergei Mironow im August 2023 von Putin für seine „Verdienste für das Vaterland“ ausgezeichnet wurde. Er brüstete sich in seiner Dankesrede damit, dass Mitglieder seines „Teams“ an der „militärischen Spezialoperation“ – dem illegalen Angriffskrieg in der Ukraine – teilnehmen. Kurz darauf wurde bekannt, dass er und seine Frau Mitte 2022 ein zehn Monate altes Kind aus der Ukraine adoptiert hatten, das nach der russischen Invasion entführt und nach Russland verschleppt wurde.
