Zwei Tage vor dem erstaunlichen Meisterwunder in Köln erfuhr der ehemalige Sportvorstand während eines Gesprächs mit Ehrenpräsident Uli Hoeneß (71) und Aufsichtsratsvorsitzendem Herbert Hainer (68) von seiner Entlassung. Die Trennung erfolgte in beiderseitigem Einvernehmen – im Gegensatz zu Ex-Vorstandsvorsitzendem Oliver Kahn (53), mit dem eine öffentliche Schlammschlacht begann.
Brazzo (Salihamidzic) begleitete jedoch das Last-Minute-2:1 seines Top-Transfers Jamal Musiala (20) und fieberte auf der Tribüne mit wie kein anderer. Er feierte die elfte Meisterschaft in Serie. Um 21:48 Uhr landete er mit der Mannschaft am VIP-Terminal des Münchner Flughafens.
Nach der Rückkehr sprach Salihamidzic mit BILD.
BILD: Überwiegt die Trauer über Ihre Entlassung oder können Sie den Triumph dennoch genießen? Salihamidzic: „Natürlich bin ich enttäuscht und traurig. Dennoch freue ich mich und bin stolz auf die Mannschaft, dass sie letztendlich Meister geworden ist und dass wir es geschafft haben.“
BILD: Wie sehen Sie Ihre Beziehung zu Uli Hoeneß nach dieser Entscheidung? Salihamidzic: „Es ist eine schwierige Frage. Wir haben in den letzten Jahren viel zusammen erlebt und durchgemacht. Sicherlich gab es Höhen und Tiefen, aber ich habe den größten Respekt vor Uli Hoeneß und bin dankbar für die Zeit, die ich mit ihm verbringen durfte. Wir haben über viele Dinge diskutiert, und am Ende des Tages ist es wichtig, dass wir gemeinsam den Erfolg des FC Bayern im Blick hatten.“
BILD: Ihre denkwürdigste Meisterentscheidung? Salihamidzic: „Ich habe bereits zwei, drei denkwürdige Meisterschaften erlebt. Natürlich war die Meisterschaft 2001 als Spieler etwas Besonderes. Als Sportvorstand oder zuvor als Sportdirektor war diese Saison jedoch zweifellos die aufregendste. Ich war völlig mitgerissen, als ich auf der Tribüne saß.“
BILD: Was ging Ihnen nach dem Meisterwunder durch den Kopf? Salihamidzic: „Es war ein ganz besonderer Tag. Ich habe mit der Mannschaft ein paar Bier getrunken, was wirklich Spaß gemacht hat. Natürlich hat mich meine Entlassung getroffen! Es war eine sehr emotionale Zeit für mich. Dennoch bin ich irgendwie stolz auf die Reise, die ich mit dem FC Bayern gemacht habe. Ich habe immer meine Arbeit gemacht und nichts Schlechtes getan. Deshalb habe ich klar gesagt: Ich fahre mit. Nach dem Spiel habe ich der Mannschaft in der Kabine gesagt, dass ich stolz auf sie bin.“
Während des Interviews wird Salihamidzic mehrmals von rund 30 Fans unterbrochen, die Autogramme möchten. Brazzo erfüllt jeden Wunsch, macht Selfies mit den Fans.
